Neurozentriertes Training im Fußball - Wenn das Gehirn zum Spielmacher wird

Im modernen Fußball zählen nicht nur Technik, Ausdauer und Taktik – auch das Gehirn spielt eine entscheidende Rolle. Beim neurozentrierten Training werden kognitive, visuelle und koordinative Fähigkeiten gezielt geschult, um die Leistungsfähigkeit auf dem Platz zu steigern.

Die Übungen sind simpel, aber wirkungsvoll – und lassen sich unkompliziert in jedes Mannschaftstraining integrieren.

Gehirn in Bestform

Ziel des Neurotrainings ist es, die Verarbeitungsgeschwindigkeit des Gehirns zu erhöhen. Durch spezifische Reize werden neuronale Netzwerke gestärkt und neue Verbindungen geschaffen. „Spieler lernen, Situationen schneller zu erfassen, klügere Entscheidungen zu treffen und präziser zu handeln“, erklärt Neuroathletiktrainer Alex Glöckle. Gemeinsam mit Simon Jans hat er 2018 Soccerkinetics gegründet. Beide zeigen Trainern und Spielern aus dem Amateur- und Profifußball wie die neurozentrierte Methode praxisnah umgesetzt werden kann.

Wie funktioniert das praktisch?

Im Fokus steht das Zusammenspiel von Wahrnehmung und Bewegung – und wie sich dieses gezielt verbessern lässt. Zum Einsatz kommen Übungen in drei Bereichen:

  1. Technik verfeinern
    Visuelle Aufgaben werden mit technischen Elementen kombiniert – etwa beim Dribbeln mit einer sogenannten Lochbrille, die das Sichtfeld einschränkt. Das schult die Fuß-Augen-Koordination und hilft, Bewegungen auch unter Zeitdruck sauber auszuführen. Langfristig führt dies zu besserer Ballkontrolle, präziseren Pässen und Schüssen.
  2. Schnelle Entscheidungen unter Druck
    Rechnen beim Passspiel oder blitzschnelle Reaktionen auf Farbsignale – solche Übungen stärken die kognitive Flexibilität. So bleiben Fußballer auch unter Stress fokussiert und handeln schnell. „Wir wollen das Gehirn an Spielsituationen gewöhnen, in denen es sofort reagieren muss“, erklärt Simon Jans.
  1. Verletzungsprävention durch Körperwahrnehmung
    Bewegungsqualität beginnt im Kopf. Schon einfache Übungen wie Gelenkskreisen fördern die Körperwahrnehmung (Propriozeption). „In kritischen Momenten muss das Gehirn die passenden Bewegungsmuster abrufen – genau das trainieren wir“, sagt Glöckle. Ziel sind stabilere Abläufe und weniger Verletzungen.

Individuell statt Schema F

Ein großer Vorteil des neurozentrierten Ansatzes ist seine Flexibilität. Es lässt sich individuell an die Bedürfnisse jedes einzelnen Spielers anpassen. Kraft- und Beweglichkeitstests helfen, Schwachstellen zu identifizieren. Wer etwa langsam reagiert, legt den Schwerpunkt auf Augenübungen. Wer verletzungsanfällig ist, arbeitet verstärkt an der eigenen Körperkontrolle. So profitieren alle – vom Nachwuchskicker bis zum erfahrenen Profi.

Was bringt’s für die Mannschaft?

Ein Team, das neurozentriert trainiert, versteht sich auf dem Platz oft besser. Die Fußballer entwickeln ein feineres Gespür füreinander, Spielzüge laufen intuitiver. „Außerdem fördert die Methode Spaß und Kommunikation untereinander – eine wichtige Grundlage für eine starke Teamdynamik“, so Sport-Mentaltrainer Jans.

So gelingt der Einstieg

Trainer, die das Konzept ausprobieren wollen, müssen nicht gleich die komplette Routine umkrempeln. Schon kleine Anpassungen reichen für den Anfang aus – etwa beim Aufwärmen. Glöckle rät: „Nicht zu kompliziert starten, sondern vertraute Übungen mit kognitiven, koordinativen oder visuellen Reizen ergänzen.“

Tools, die motivieren und fördern

Um das Training abwechslungsreich zu gestalten, haben Glöckle und Jans gemeinsam mit dem Fitness-Experten Artzt neuro ein Set speziell für den Fußball (99,95 Euro) entwickelt. Enthalten sind:

  • Lochbrille und Augenklappe: begrenzen die Sicht, fördern den Fokus
  • Brockschnur: trainiert die Augenkoordination
  • Vision Sticks und Farbbälle: verbinden Technik und Reaktion
  • MouthTapes: fördern die Nasenatmung – gut für Ausdauer und Konzentration
  • Buch „Soccerkinetics – Wie du durch neurozentriertes Fußballtraining Verletzungen vorbeugst und deine persönliche Höchstleistung erreichst“
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