Ich war und bin beides: Newbie und alter Trainerhase
Ein Kinderfußballtrainer berichtet über sein Trainerleben, Name und Verein sind uns bekannt.
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Ein Kinderfußballtrainer berichtet über sein Trainerleben, Name und Verein sind uns bekannt.
Liebe Trainerkollegen,
wenn ich über mein bisheriges Trainerleben nachdenke, bin ich mit dem was ich erreicht habe eigentlich ganz zufrieden, aber eben nur "eigentlich".
Es begann alles 2003 und wie so oft zu beobachten, startete ich eine Trainerkarriere, weil ich am Spielfeldrand nicht schnell genug in Deckung gegangen bin. Mein Sohn spielte damals in der E-Jugend und ich war einer dieser typischen Fußballväter. Der erste Einsatz, der erste Sieg, ein erster Torerfolg meines Sohnes .. alles Highlights, ich war stolz, mein Sohn war stolz und meine Frau freute sich.
Alles schien optimal zu laufen, der Trainer war sympathisch und die Elternschaft war schon fast ein verschworener Haufen. Wenn ich von "Elternschaft" schreibe dann waren es die, die immer dabei sind, bei Wind und Wetter, bei jeder Veranstaltung und ständig als Fahrdienst unterwegs.
Eine trügerische Ruhe, wie sich herausstellen sollte. Die Euphorie wurde irgendwann kleiner, bis sie ganz verschwand. "Aktive" Eltern lernen schnell, was besser laufen könnte. Training, Spiel, Veranstaltungen und soziale Kompetenzen, überall gab es Ansätze, wo Verbesserungen möglich waren. Es schaukelte sich etwas hoch und so gab es dann den Verein, den Trainer, die Eltern, aber kein wirkliches Miteinander mehr ... ach ja, die Kinder waren auch noch da. Sie haben diese Unruhe natürlich mitbekommen. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, wir haben uns mit unserem Sohn darüber sogar unterhalten und "seine" Meinung eingeholt.
Es gab einige Dinge, die dringend geändert werden mussten, diese wurden zunächst hinter vorgehaltener Hand in der Elternschaft besprochen. Im nächsten Schritt wurden dem Trainer immer mal wieder Missstände vorsichtig mitgeteilt. Nicht offen, sondern ganz vorsichtig, manchmal reicht da schon eine kleine Bemerkung.
Auswechslungen, der Umgangston, ständige Turnierteilnahmen und dann irgendwann auch Trainingsinhalte wurden zum Thema. Was bildete sich der Trainer überhaupt ein, eine Familie besteht doch nicht nur aus Job, Schule und Fußball? So richtig ernst wurde es dann, als die Erfolge über mehrere Spiel und Turniere ausblieben.
Vieles was vorher gut war, war plötzlich mit einem Fragezeichen versehen. Es kam wie es kommen musste: Ich weiß nicht mehr genau, ob der Trainer aus eigenem Antrieb hinschmiss, oder ob der Druck von außen zu hoch war, jedenfalls war er plötzlich weg. Was jetzt?
Eine Alternative stand im Verein nicht zur Verfügung, Kinderfußballtrainer stehen selten in der Warteschleife. Wie es dann passieren konnte, auch daran kann ich mich nicht genau erinnern. Jedenfalls habe ich mich bereit erklärt die Saison zu retten und habe das Team übernommen. Meine Frau hörte ich noch sagen: "Muss das sein ... aber wenn du unbedingt willst!" und schon war ich Kinderfußballtrainer auf Zeit ... jetzt seit zehn Jahren.
Im ersten Schritt habe ich dann meine Zweifel nicht mehr zugelassen und war fest entschlossen, aus den Fehlern meines Vorgängers zu lernen.
Nun war ich ja einige Jahre selbst als aktive Fußballspieler im Kinder- und Jugendfußball nicht ganz unbeleckt und konnte in der kurzen Zeit im Verein mit unserem Sohn einiges beobachten, aber eine gewisse Unsicherheit war trotzdem vorhanden. Wie gestalte ich mein Training, wie spreche ich die Kinder richtig, komme ich mit den Eltern klar, werden mich die Trainerkollegen im Verein akzeptieren?
Hilfe bekam ich nicht, vielleicht hätte ich fragen sollen! Ich versuchte, mich so gut es ging zu informieren. Im Internet fand ich Soccerdrills und Supercoach, die mir sehr hilfreich waren. Die damalige Strichmännchen-Animation auf Soccerdrills zeigte mir die Übungsabläufe sehr schön und ich entschied mich, das Passspiel als Trainingsschwerpunkt zu wählen. Passen ist genau das Richtige, denn das Passspiel bedeutet Teamspiel und jeder liebt das, Trainer und Eltern. Außerdem war es genau das, was ich bis dahin beim "alten" Trainer vermisst hatte.
Eine tolle Zeit begann, ich freute mich wie ein kleines Kind auf jedes Training und Spiel. Immer gut vorbereitet, die Kinder machten Fortschritte und waren mit Begeisterung dabei. Ich hätte mir vorstellen können, sie mindestens bis zur A-Jugend als Trainer zu begleiten.
Im Verein gab es eine sogenannte "Montagssitzung", neben zweimal Training und vielleicht ein Spiel der vierte Fußballtermin in der Woche. Die Trainer sollten dabei immer anwesend sein. Na gut, es waren meistens nur fünf oder sechs von insgesamt 13 Trainern wirklich da und natürlich der Jugendleiter. Die Kommunikation beschränkte sich auf ein oder zwei Bier, auf die Ergebnisse vom Wochenende, neue Trainingszeiten oder die Unfähigkeit des Platzwartes. Kein Konzept, jedes Team war ein Verein im Verein, alles lief irgendwie ... aber das weiß ich erst heute und geändert hat sich nicht viel. Ich könnte ja .. aber wie sage ich es meiner Familie? Besser schweigen, sonst hat man plötzlich ein neues "Baby".
Dass ich als Kinderfußballtrainer ein "Einzelkämpfer" bin, war mir damals übrigens gar nicht bewusst.
Mein Start ins Trainerleben war euphorisch und ich glaube, so ergeht es allen Newbies, sonst sollte man es besser lassen.
Bei aller Sorgfalt, der Start war fast komplett falsch. Ins kalte Wasser geworfen, stellte ich die Inhalte des Fußballtraining an die erste Stelle. Natürlich sind Trainingsinhalte wichtig und die fußballerische Ausbildung der Kinder. Das sich Kinder entwickeln, muss aber nicht unbedingt am ausgezeichneten Training liegen, sie werden älter und dadurch automatisch bessere Fußballer. Selbst wenn wir sie nur spielen lassen, wird eine Entwicklung zu erkennen sein. Ob wir die richtigen Grundlagen in den Altersklassen gelegt haben, zeigt sich erst viel später.
Deshalb sollte man sich als Newbie die Zeit nehmen, um andere Dinge zu steuern. Im Training genügt es zunächst, den Kindern Spaß zu vermitteln, Meisterschaften holen wir dann später.
Heute würde ich zunächst mein Umfeld einstimmen und den Beteiligten deutlich machen, wie ich mir mein Leben als Fußballtrainer vorstelle. Man nennt das wohl "Soziale Kompetenz".
Weiterhin habe ich es versäumt darüber nachzudenken, welche Aufgaben auf mich zukommen. In der Euphorie habe ich alles übernommen, bis hin zur Sponsorensuche und Trikotwäsche. Wird aus der Euphorie sowas wie Alltag und man hat keine Arbeitsentlastungen geregelt, dann kommt auch bald der Frust.
Mit den Kindern ganz klare Regeln aufstellen, wie ein Miteinander funktioniert. Die Eltern mit ins Boot nehmen, um Missverständnisse weitestgehend zu vermeiden und nicht zuletzt den Jugendleiter ansprechen, welche Unterstützungen in Form von Ausbildung und Erfahrungsaustausch möglich sind, vielleicht wäre mein Start so besser gelungen.
Ja, man darf nicht nur als Elternteil nerven, auch Fußballtrainer müssen dies tun. Heute, zehn Jahre und drei Teams später, kann ich viele Fehler vermeiden, hätte mir damals bloß jemand geholfen. Jetzt begehe ich andere Fehler, einige kenne ich, andere werden mir vielleicht auch erst in zehn Jahren oder nie bewusst.
Denke ich heute an eine Anfangszeiten zurück bin ich dem Trainer dankbar, der damals aufgegeben hat. Ohne sein Scheitern wäre ich nie Kinderfußballtrainer geworden, trotzdem sehe ich die Geschehnisse heute aus einem anderen Licht, irgendwie ist das alles blöd gelaufen.
Eins habe ich jedenfalls gelernt, immer am Ball bleiben, sich ständig informieren und die Kommunikation zu den Eltern und dem Verein niemals aufgeben, sind die Säulen eines glücklichen Fußballtrainer Daseins.
Eine Antwort bin ich euch noch schuldig: Was ist aus der E-Jugend aus 2003 geworden, ich wollte sie ja bis zur A-Jugend begleiten?
Beim Wechsel in die C-Jugend wurde es Zeit, das Team in andere Hände zu übergeben. Keines der Kinder ist in der A-Jugend angekommen, auch unser Sohn nicht. Dies lag nicht am Trainerwechsel und auch nicht an permanenter Erfolgslosigkeit.
Wie wir die Kinder beim Fußball halten können, darüber wird viel spekuliert und außer "die heutige Zeit" oder "vielfältiges Freizeitangebot" gibt es wenige Argumente. Die Fehler suchen wir selten im System "Vereinsfußball", aber vielleicht sind wir in zehn Jahren schlauer.
Ich wünsche allen Trainern eine tolle Zeit, denn trotz der vielen Sorgen und Unsicherheiten sollten wir weiter machen. Schaue in die Augen der glücklichen Kinder, achte auf ihr Lächeln und dann weißt du, warum du dir das antust.