Der Innenverteidiger war Defensive pur
Der Innenverteidiger war zwar schon immer körperlich robuster und auch meistens spielstärker als der Außenverteidiger, aber seine Aufgaben waren fast nur auf die Abwehrarbeit beschränkt. Die zentralen Abwehrspieler verbauen dem Gegner den direkten Weg zu Tor und sind als Position schon immer viel interessanter, weil anerkannter. Wenn ich schon in der Abwehr spielen muss, dann bitte als Innenverteidiger.
Exkurs Rotation - Es ist toll, ein Verteidiger zu sein
Dies ist im modernen Fußball natürlich alles Quatsch, denn es gibt keine Positionen mehr, auf die der Trainer Spieler einsetzt, weil sie dort weniger Schaden anrichten können. Ein guter Trainer erklärt dies seinen Spielern bereits im Kindesalter, denn dort wollen alle mindestens im Mittelfeld spielen, besser noch im Angriff. Jede Position verlangt heute defensive und offensive Qualitäten und die damit zusammenhängenden technischen und physischen Fähigkeiten. Deshalb ist wichtig, im Kinderfußball viel zu rotieren, denn sonst schafft man sich seine "hausgemachten Positions-Idioten".
Zugegeben, in der Praxis ist das nicht immer einfach, aber wer seine Fußballkinder ganzheitlich ausbilden will, kommt daran nicht vorbei.
Man muss es seinen Abwehrspielern nur erlauben offensiv mitzuspielen und vom Mittelfeld und Angriff Abwehrarbeit verlangen. Gleichberechtigung, Rotation und Anerkennung auf sämtlichen Positionen im Kinderfußball und dies immer wieder mit Begeisterung vermitteln, dann spielen alle vielleicht irgendwann auf sämtlichen Positionen gerne. Ideal zur Mannschaftsfindung ist das für den Trainer allemal.
Der Innenverteidiger ist ein kompletter Fußballer
Ein Innenverteidiger hat seine großen Qualitäten in der Zweikampfstärke, nicht nur am Boden, er ist auch sehr kopfballstark, aber was bedeutet das?
Groß sollte er schon sein, robust aber zusätzlich beweglich, antrittsschnell und intelligent, wobei diese Eigenschaften, insbesondere die Intelligenz, auf sämtlichen Positionen Vorteile haben ;-)
Der Innenverteidiger ist idealerweise ein Führungsspieler auf dem Platz, er hat das Spielgeschehen meistens vor sich und kann das Spiel lesen und mit lauten Anweisungen korrigieren. Er organisiert, ordnet und noch wichtiger ... er spielt mit.
Die spielerischen Aufgaben des Innenverteidigers
Der Innenverteidiger wird immer mehr zum Spielgestalter. Er ist nicht nur eine sichere Anspielstation, er macht das Spiel im richtigen Moment schnell oder nimmt das Tempo raus. Der Innenverteidiger ist immer anspielbar und ruht sich niemals nach einer gelungenen Abwehraktion aus.
Mit einem vertikalen Pass leitet er den schnellen Angriff ein, oder er passt auf die andere Spielfeldseite und verlagert so das Spiel. er kann kurze und lange Bälle exakt spielen und auch der Flugball gehört zu seinem technischen Repertoire.
Hat er Raum, dann geht er ins Dribbling und schaltet sich direkt ins Angriffsspiel ein. Vielleicht erinnerst du dich noch an Per Mertesacker, der früher oft nichts mit dem Raum anzufangen wusste der sich vor ihm auftat. Die Anspielstationen waren zugestellt und er nahm das Tempo aus dem Spiel. Gerne hätte man ihm zugerufen "Geh doch!", denn er wirkte mit seinen offensiven Qualitäten überfordert.
Da der Innenverteidiger robust und kopfballstark ist, ist er bei Standardsituationen ein unliebsamer Gast im gegnerischen Strafraum.
Ist dir was aufgefallen? Der Innenverteidiger übernimmt in der Offensive wichtige Aufgaben und ist nicht nur dafür zuständig Tore zu verhindern oder den Ball von hinten nach vorne zu dreschen .. Hauptsache weg mit dem Ball. Bei Ballbesitz wird er heute komplett ins Spiel eingebunden.
Die Abwehrarbeit des Innenverteidigers
So schön es sein mag das Spiel aufzubauen und offensive Qualitäten auszuspielen, ein Innenverteidiger ist auch ein Verteidiger.
Er verteidigt, bei der Viererkette mit einem weiteren Innenverteidiger gemeinsam, das Torzentrum und damit den direkten Weg zum Tor. Bei Flanken klärt er mit dem Kopf und im Zweikampf setzt er sich körperbetont aber fair durch. Er muss sowohl den Raum abdecken können, als auch den direkten Zweikampf erfolgreich abschließen.
Steht der Gegner mit Ball mit dem Rücken zum Innenverteidiger, darf keine Drehung zum Tor zugelassen werden, dies hat meist einen Torschuss zur Folge. In dieser Situation ist ein Foulspiel zu vermeiden, weil der Angreifer sich meist in gefährlicher Freistoß-Distanz befindet. Also, nicht versuchen von hinten den Ball zu erobern, besser ist es, den Gegner zu stellen, zu kontrollieren und einen Rückpass zu erzwingen.
In Laufduellen wird der Ball abgelaufen, auch hier ist Foulspiel durch unnötiges Tackling unbedingt zu vermeiden. Löw sagte mal, ich zitiere: "Willst du den Ball oder Foulspielen? Wenn du den Ball willst, dann hol ihn dir, dies ist das erste Ziel .. alles andere ist unnötig!"
Eine ganz wichtige defensive Aufgabe ist die Absicherung der Außenverteidiger. Der Innenverteidiger muss im richtigen Moment "rausschieben", um bei Gefahr den Außenverteidiger zu unterstützen und den Raum abzusichern. Dies sollte möglichst spät geschehen, um Lücken im Zentrum zu vermeiden.
Der Innenverteidiger schließ grundsätzlich die Lücken zum Mittelfeld, indem er bei Ballbesitz aufrückt, dies gilt natürlich für die gesamte Kette. Bei Ballverlust ist nicht immer ein Zurückweichen erforderlich, zum Beispiel beim sofortigen Gegenpressing. Folgt dem Ballverlust ein Konter des Gegners ist es durchaus sinnvoll, einen Abstand zum Rest des Teams entstehen zu lassen. Der Ballbesitzer kann dann lange dribbeln und wird nicht durch einen gewonnenen Zweikampf allein aufs Tor zulaufen. Beim Zurückweichen entsteht etwas Zeit und der Rest der Mannschaft muss versuchen die entstandene Lücke zu schließen, oder den Angreifer einzuholen und zu attackieren.