Ein Erfahrungsbericht eines Vaters und Kindertrainers
Olaf Kozany ist Vater eines E-Jugendlichen und Trainer der Nachwuchsmannschaft des SSV Happerschoß im Rhein-Sieg-Kreis.
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Olaf Kozany ist Vater eines E-Jugendlichen und Trainer der Nachwuchsmannschaft des SSV Happerschoß im Rhein-Sieg-Kreis.
*Seit mehr als drei Jahren praktiziert der Fußballkreis Sieg (Fußball-Verband Mittelrhein) von den Bambini bis zu den E-Junioren die FairPlayLiga. Drei einfache Regeln führen zu einem Wandel im Spiel und bereiten immer noch Diskussionen – allerdings nur bei den Älteren.*
Im Sommer 2010 führte der FVM Kreis Sieg die FairPlayLiga ein. Kaum ausgesprochen, versammelten sich alle Eltern nahe des Trainingsplatzes und stimmten dem Überbringer dieser Nachricht bei: „Was für ein Quatsch!“, „absoluter Blödsinn ohne Tabellen zu spielen!“ bis hin zu „das klappt nie und nimmer!“ war der Tenor."
Abseits der aufgebrachten Eltern trieben die Kids auf dem Grün ihr Unwesen und schossen sich schon einmal für die nächste Trainingseinheit warm. Auch hier wurde eifrig diskutiert.
„Der Ball war hinter der Linie!“, „du hast mich gestoßen!“ oder „HAND!“ keiften die Kurzen und im Gegensatz zu der hitzigen Diskussion neben dem Platz gab es lediglich unaufgeregtes „ja, stimmt“ oder „OK, du hast den Ball“ zu hören.
Die Dinge regulierten die Kinder von ganz alleine – warum also nicht auch auf dem Platz, beispielsweise unter Wettkampfbedingungen?
Der Kraftakt fand nur fernab der Kinderwelt statt. Trainer mussten sich nach den neuen Regeln in einer Coaching-Zone nebeneinander postieren, das Spiel zusammen begleiten und waren aufgefordert, lediglich das Nötigste ins Spiel zu rufen. Eltern hatten ebenfalls nicht mehr neben dem Platz an der Außenlinie herumzulaufen, sie postierten sich notgedrungen etwas Abseits in einem Fanbereich und hatten nur noch eine einzige Aufgabe: Anfeuern!
All dies spielte sich mit der Zeit ein. Manchmal weniger, manchmal mehr.
Was allerdings keine Anlaufzeit benötigte, war die dritte Regel. Die Kinder entscheiden selbst und spielen komplett ohne Schiedsrichter. Das klappte und klappt. Dafür benötigt es keine Eltern oder Trainer – in diesem Alter entscheiden die Jungstars noch ehrlich und gerecht.
Der Lernprozess fand abseits des Fußballgeschehens statt. Bei den Trainern, Betreuern und Eltern setzte langsam aber sicher ein Umdenken ein und aus einem früher oftmals hereingerufenen „Mensch, jetzt kämpft doch mal“ schallte nunmehr „auf geht’s Jungs! Ihr schafft das!“.
Aber selbst nach drei Jahren FairPlayLiga gibt es immer noch Probleme. Die Akzeptanz leidet weiterhin, denn für viele ist der neue Trend nur ein Hindernis und keine Bereicherung. Da nehmen die Trainerkollegen oder Eltern die Anweisung „nur das Nötigste coachen“ allzu wörtlich und sprechen von „ein Trainer muss still am Platz dem Geschehen folgen“.
Genau diese Vorgaben macht die FairPlayLiga nicht – sie will schlicht und ergreifend den Druck herausnehmen und zum Umdenken anregen. Als Trainer neigt der Ambitionierte (genauso wie teilweise die Eltern) vielleicht eher dazu, Lösungen hineinzubrüllen, anstatt diese die Jungspieler erarbeiten zu lassen. Ein ständiges Auffordern zum „Wechsel!“, „Passen!“ oder „Spiel ab!“ braucht es nicht. Eher ein positives Coachen, Aufbauen, Ermutigen oder Leiten ist angesagt. Ein Übungsleiter darf seine Anweisungen gerne mal in einer Frage verpacken, damit sein Gefolge selbst auf die Idee kommt und sich dementsprechend die Lösung erarbeitet.
Es benötigt also Zeit und Geduld an der Linie und eine Elternschar, die sich ebenfalls diesem neuen FairPlay-Gedanken unterwirft. Denn nur dann spielen die sechs- bis zehnjährigen Stars von Morgen befreit und mit einem Strahlen im Gesicht, als würden sie immer die Gewinner sein.
Unter all diesen Voraussetzungen verlieren Kinder dennoch Spiele und lernen dabei, mit diesen Negativerlebnissen umzugehen. Genau wie die Erwachsenen, schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und hier gibt die FairPlayLiga einen Deckmantel gratis dabei – alles einfach nicht zu verbissen zu sehen.
Hier sind die Älteren gefragt und gefordert. Sie müssen diesem Konzept, welches durchaus aufgeht, folgen. Ruhe, Geduld und Entscheidungsfreiheit bei den Kindern trägt dazu bei, dass ein gemeinsames Erfolgserlebnis stattfindet. Selbst als Tabellenletzter darf sich der Klub für die kleinen Fortschritte feiern lassen, genauso wie ein Gewinner der Staffelrunde, der genauso emsig für seine Ergebnisse gearbeitet hat.
Lasst den Kindern diese neugewonnen Freiraum und lebt dies mit ihnen, beobachtet sie und merkt, dass nach fünf Minuten auf der Rückfahrt nach Spielende andere Themen eine Rolle in den jungen Köpfen spielen, als verlorene drei Punkte oder ein überwältigender Sieg. Denn wenn der Druck und die Ansprache von draußen weggelassen wird, dann sprechen die Kinder eine andere Sprache und führen Gedanken, auf die ein Erwachsener nach der Partie nicht kommt. Ein Fehlpass, verlorene Zweikämpfe oder fehlende Taktik gehören nicht zu den Hauptthemen der Kids. Hört genau hin und ihr erkennt, wie unwichtig so manches Ergebnis schlussendlich ist.
Erst dann werden die erwachsenen Begleiter erkennen, dass der Druck und die Erwartung von außen kommen – nicht von den kleinen Nachwuchsstars in ihren teilweise übergroßen Trikots.